
Die Welt der Portraitfotografie ist eine faszinierende Kombination aus eingesetztem Material und Kunst, in der Fotograf eine emotionale Verbindung zu seinem Motiv / Modell herstellt.
In diesem Artikel tauche ich ein in die verschiedenen Punkte der Portraitfotografie, von der Schärfentiefe über das (Blitz) Licht bis zu den Reflexen in den Augen und entdecken das Zusammenspiel um unvergessliche, aussagekräftige Portraits zu schaffen.
In der Portraitfotografie verschmelzen Technik und Emotion zu einem sich ergänzendem Ganzen.
Die bewusste Anwendung von Focus, Blendenöffnungen, Brennweiten, Lichtund anderen Faktoren ermöglicht es mir, eine einzigartige Geschichte durch meine Bilder zu erzählen.

Am Ende ist es das Zusammenspiel aller Faktoren, gepaart mit meinem Einfühlungsvermögen, welches in der Kombination ein tolles Portrait schafft – ein zeitloses Kunstwerk, das den Ausdruck und Individualität des Modells einfängt.
Sehr viel Gefühl beim Fotografieren ist unglaublich wichtig
Die Chemie zwischen mir und dem Modell spielt eine entscheidende Rolle.
Ein tolles Gefühl zu vermitteln, schafft eine fruchtbare Atmosphäre und trägt dazu bei,natürliche Portraits zu kreieren.
Die Fähigkeit, das Vertrauen des Modells zu gewinnen, macht den Unterschied zwischen einem guten und einem weniger guten Portraitfotografen aus.
Ich nehme mir immer die Zeit zuerst ein „Verhältnis“ zu meinem Modell aufzubauen. Ein kleines Gespräch über persönliche Dinge, die Wünsche und Vorstellungen und Erwartungen die an die Bilder / das Bild gestellt werden helfen mir dabei auch sehr.
Ein leckerer Baristerkaffee vor dem Shooting ist vermutlich wichtiger als das top Objektiv, noch mehr Iso, oder Pixel auf dem neuesten Sensor, die 1200 WS Briese Blitzanlage oder die super top Location.
Erzähl was von etwas von Dir und versuche, eine vertraute Atmosphäre herzustellen; persönlich, emotional, gut gelaunt, mit Spass bei der Sache.

Häufig ist ein technisch nicht hundert Prozent optimales Bild perfekter als ein komplett gestelltes Bild an dem eigentlich alles stimmt. Es geht um diesen einen Moment und manchmal unterstreicht die „Zufälligkeit“ eben die Spontanität die in dem Porträt zu finden ist und vielleicht sogar sein soll.
Schärfentiefe und Blendenöffnungen
Ein entscheidender Punk für beeindruckende Portraits die nicht im Studio aufgenommen werden, ist die Schärfentiefe
Die Wahl der Blendenöffnung spielt hier eine zentrale Rolle . Eine kleine Blendenzahl (wie f/1.4) erzeugt eine sehr kurze Schärfentiefe, wodurch der Hintergrund verschwimmt und das eigentliche Motiv in den Fokus rückt. Hierdurch schaffe ich nicht nur eigne eigene Ästhetik , sondern es hilft auch stark dabei, die Aufmerksamkeit der Betrachter auf das Wesentliche zu lenken

hier ist gut die Freistellung einer einzelnen Person durch eine lange Brennweite mir offener Blende zu sehen
Brennweiten und Perspektiven
Die Auswahl der Brennweite beeinflusst das Erscheinungsbild des Portraits erheblich. Eine kurze Brennweite (z.B., 35mm) eignet sich gut für Portraits in denen die Umgebung auch teil des Bildes sein soll, während längere Brennweiten (z.B., 85mm oder 135mm) eine angenehme Kompression und grössere Fokussierung erzeugen und für Portraits mit mehr schöner Hintergrundunschärfe sorgen. Für das Bokeh , die (künstlerische aber nicht künstliche Hintergrundunschärfe) ist es wichtig, das Modell etwas weiter vom Hintergrund zu positionieren .

Die richtige Lichtführung ist entscheidend für gelungene Portraits. High Key und Low Key sind zwei beliebte Techniken.
Hell oder dunkel?
Grundsätzlich ist das immer eine Geschmacksache. Ich zum Beispiel mag bei Hochzeiten und anderen freudigen Ereignissen sehr helle Hintergründe welche sich durch Gegenlichtaufnahmen realisieren lassen. Ein weiterer Vorteil dabei ist, das der Betrachter nicht blinzeln muss oder die Augen zusammenkneift.. Bei mystischeren Portraits eignen sich eher sehr dunkle Hintergründe

ein klassisches Hochzeitsbild.emotional ,hell, tendenziell fast etwas überbelichtet, voller Fokus auf die Braut

die Lowkey Fotografie ist das genaue Gegenteil. Die dunkleren Bereiche überwiegen im Bild
Man kann auch bei diffusen Licht draussen das Modell so stark anblitzen, das die Umgebung dunkel wird, oder stellt das Modell in den Schatten um die Umgebung heller wirken zu lassen.
Kontraste, Klarheit und Schnitt
Die Anpassung von Kontrasten clearity etc. in der Postproduktion am Rechner kann einem Portrait ganz andere Tiefe und Ausdruck verleihen. Der richtige Schnitt ist, ob klassisch oder experimentell, klärt man bei der Bearbeitung, oder der Ideenfindung in Absprache mit dem Modell.

Augenreflexe sind ein wichtiger Aspekt bei ausdrucksstarken Portraits.
Augenreflexe und die Kunst des Ausdrucks
Die Augen sind ein Fenster direkt zur Seele. In der Portraitfotografie liegt der Focus fast immer auf dem Ausdruck im Blick. Das Einfangen von Augenreflexen, sei es beim natürlichem Licht mit Reflektoren oder Diffuseren oder elektrischer Beleuchtung, verleiht den Augen Lebendigkeit, Emotionalität des Portraits verstärkt. Ein Bild ohne jeglichen Lichtreflex ist in den meisten Fällen ein düsteres Bild… das kann man natürlich auch bewusst als Stilmittel für besonders düstere Stimmungen einsetzen.
Available Light versus Blitz und Reflektor
Der Einsatz vom natürlichem Licht in Kombination mit einem Reflektor oder einem Blitz eröffnet mir als Fptpgrafem zahlreiche Möglichkeiten, die Stimmung des Portraits zu in alle Richtungen beeinflussen.
Die Wahl zwischen Available Light – dem Licht was in Umgebung herrscht, künstlicher Beleuchtung hängt von den individuellen Vorlieben und der zu erzielenden Stimmung ab.

Bild mit einem Blitz ohne grossen Lichtformer. Harter Schatten wird hier als Effekt genutzt.
Natürliches Licht bietet oft eine natürliche Ästhetik, während Blitz oder Reflektor mehr Kontrolle bieten . Der aufwendigere Einsatz von Blitz und Reflektor kann jedoch schnell beeindruckende Ergebnisse liefern, besonders bei herausfordernden Lichtverhältnissen.
Es ist gar nicht so aufwendig es so aussehen zu lassen als ob die Sonne geschienen hätte, auch wenn es nebelig, oder dunkel ist wie zb. im Studio .Perfekt ist aus meiner Sicht meist eine Kombination aus beidem. So kann man aus beiden Welten die Vorteile verschmelzen lassen.

Im Bild zu sehen ist eine Mischung aus weichem Blitzlicht mittels einer Softbox und Tageslicht
Für den Blitz gibt es bei mir eine Grundregel. Je mehr Sonne scheint, desto mehr Blitzleistung ist erforderlich. Denn sonst sind die hellen Bereiche überbelichtet oder die dunklen verschwinden in der dunkelheit. das ist technisch basiert und liegt am Kontrastumfang der Sensoren auch der modernen Kameras.
Der Reflektor des natürlichen Lichts lässt das Modell die Augen zum Schutz schliessen (Sehschlitze) während ein Blitz schneller ist als die Liedschlussreflex und auch deutlich angenehmer für das Modell.
Blitzlicht als kreatives Werkzeug
Ein Blitz kann in den meisten Fällen eine starke Bereicherung sein. Durch geplante und gut durchgeführten Einsatz von Blitzlicht können Schatten aufgehellt, Details betont und eine bestimmte Stimmung erzeugt werden.
Es ist faszinierend zu sehen, wie Schatten und Licht die Konturen eines Gesichts formen und die Ausdruckskraft eines Portraits verstärken oder abschwächen können.

Im Bild oben Dr. Michael Nix ein Zahnarzt aus Göttingen ein langjähriger Kunde von mir.
Ein Blitz auf der Kamera ist in der Portratifotografie beispielsweise auf Hochzeiten oder bei bewegten Menschen unersetzlich, da sich die Lichtverhältnisse ggf. oft ändern. In dem Fall lohnt das Blitzen über ETTL eine Funktion der Kamera die mit dem Blitz kommuniziert und sich an die aktuellen Begebenheiten anpasst.. So erhalte ich sehr wenig Ausschuss.
Anders ist es bei gezielten Shootings, bei denen ich eine kreative Lichtidee im Kopf hat.
Diese würde ich stets über einen extern angesteuerten Blitz, welcher in der Rege hochfrontal vor dem Modell schräg von oben blitzt, beleuchten.
Ich stelle meine zu fotografierenden Menschen mit Ausnahmen von Sonnenbrillenshootings Stets mit dem Rücken zur Sonne, oder in den Schatten.
Im Schatten kann ich das Modell über den Blitz beliebig aufhellen, oder durch geringe Blitzleistung den Hintergrund hell erscheinen lassen. Das geht zum Beispiel auch ganz hervorragend an dunklen Tagen ohne Sonne.
Ich stelle mein Modell in eine Tiefgarage, oder unter einen schwarzen Pavillon und der dunkle, ggf. verregnete Hintergrund ist plötzlich so hell, das es aussieht, als würde die Sonne scheinen, was toll ist. In der Nachbearbeitung etwas die Gelbtöne angehoben und schon bekomme ich ein sonniges Bild ohne bedeutenden Aufwand.

im Bild oben war es dunkel und wir haben Gregor Meyle in einen der dunkelsten Bereiche gesetzt und dann mit einem Blitz aufgehellt. Für Gregor mache ich seit vielen Jahren die Plattencovers und Plakate, sowie Pressebilder etc.
Schwarzweiß als künstlerische Dimension
Die Entscheidung für Schwarzweiß in der Nachbearbeitung eröffnet eine ganz neue Dimension. Durch den Verzicht auf Farbe, Umwandlung in Grautöne rücken Formen, Kontraste und Emotionen in den Vordergrund. Die Chance, bestimmte Farbtöne zu betonen oder abzudunkeln, zeigt, dass mir die digitale Bearbeitung nicht nur Korrekturen ermöglicht, sondern ich damit eine persönliche Handschrift in meinen Bildern hinterlassen kann.

Mit Entwicklungsprogrammen kann man mein Prozess des konvertieren Rottöne aufhellen, oder abdunkeln, so kann man zum Beispiel Sommersprossen entfernen. Im umgekehrten Fall kann man die Sommersprossen auch in den Mittelpunkt stellen, indem man den entsprechenden Rotton verstärkt und damit deutlich sichtbarer machst.

Fokus auf die Augen
Augen sind der Blick in die Seele, und durch die Augen können wir die Emotionen und Gedanken des Modells regelrecht spüren.

Das Spiel mit Licht und Schatten in diesem Bereich verstärkt nicht nur die Ausdruckskraft, sondern ermöglicht auch, gezielt auf Details wie Sommersprossen einzugehen und so eine natürliche Ästhetik zu bewahren.
Vielfalt der Emotionen
Die Menge der Emotionen, die in einem Portrait abgebildet werden können, ist beeindruckend. Trauer, Freude und viele andere Gefühle, die durch den Blick des Modells, das Licht und die Blickrichtung vermittelt werden, machen jedes Portrait zu einer einzigartigen Erzählung.
Das beweist, dass man auf keinen Fall immer in die Kamera schauen muss, um eine emotionale Verbindung im Bild herzustellen.
In der Portraitfotografie geht es nicht alleine darum, ein Gesicht abzubilden, sondern eine Story zu erzählen.

Das richtige setzen des Lichts, die Farbe und der Fokus können erheblich dazu beitragen, diese Geschichten auf eine spannende und emotionale Weise zu präsentieren. Es ist diese kreative Herangehensweise, die die Portraitfotografie zu einer so faszinierenden Form der Fotografie macht.
Und es erfreut in der Regel sowohl uns Fotografierende als auch die fotografierte Person.

Portraits findet man in der Businessfotografie sehr viel wieder, auf Firmenfeiern, im privaten Familienfotobereich genau wie in der Hochzeitsfotografie.

Ich freue mich, das ihr bis hierher gelesen habt und hoffe einen kleinen Einblick in meine Arbeits und Denkweise was Portraits angeht gegeben zu haben.
Viel Spass beim selber ausprobieren, oder kommt zu mir und probiert aus wie Ihr durch meine Linse wirkt. Ich würde mich sehr freuen Euch bald im Studio oder draussen begrüßen zu dürfen.
Beste Grüsse von Eurem Ralf